Wir hatten übers Wochenende Besuch von einer befreundeten Familie und wie es oft so ist, haben wir nach einer tollen Zeit und der Abreise so nach und nach einige Dinge gefunden, die nicht uns gehören. Dazu gehörte auch eine Jeans, für die es sich aber nicht lohne, sie hinterherzuschicken… ich könne da ruhig was draus nähen, wenn ich sie gebrauchen könne.
Na klar =). Kurzum habe ich aus der Hose eine schöne, geräumige Tasche genäht und die wird jetzt hinterhergeschickt.

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Da mir die Tasche und die Idee selber so gut gefallen hat, habe ich mir auch direkt eine genäht und dabei die Mühe gemacht, die Arbeitsschritte für euch zu dokumentieren und eine Anleitung draus zu machen.

Jetzt können liegewonnene, aber abgetragene Lieblingshosen ein neues Leben bekommen und nach wie vor dabei sein =)

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Ihr braucht:

  • eine Hose
  • Lineal, Textilstift, Schere, Nähmaschine, Nähgarn, Stecknadeln, Bügeleisen
  • evtl. KamSnaps, Klettband und was zum Verzieren

Taschenoberteil

Das Taschenoberteil besteht aus dem oberen Teil der Hose, mt den original Seitennähten. Dazu müssen wir aus der Hose eine gleichmäßige Röhre machen, die einen möglichst geraden Abschluß hat. Das ist je nach Größe, Verarbeitung und Schnitt der Hose mehr oder weniger einfach.

Zuerst wird das Hosenhinterteil vom Bund bis etwa 2cm unter die Gesäßtaschen ausgemessen und dort markiert.

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Auf der anderen Seite der Tasche wir der gleiche Abstand zum Bund markiert und die Punkte mit einem Lineal verbunden.

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Das gleiche wird auf der anderen Gesäßseite wiederholt. Entlang der Linien werden nun die Hosenbeine abgeschnitten.

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Jetzt ist die Hosenvorderseite dran. Hier ist das etwas schwieriger, da das Vorderteil bedingt durch den Schnitt insgesamt kürzer und nach unten hin weiter ist. Im gleichen Abstand zum Bund wie auf der Hinterseite, werden auch hier jeweils zur Mittelnaht und an den Seitennähten Markierungen aufgemalt, die mit Linien verbunden werden.

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Die Hosenbeine können jetzt komplett abgeschnitten werden.

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Je nach Hose, beult der Schritt an der Vorderseite jetzt unschön aus und es gibt keine gleichmäßig gerade Kante, wenn man Vorder- und Hinterteil zusammenlegt.  Also muß das irgendwie begradigt werden. Man kann sich dann die Mühe machen, die Mittelnaht und den Reißverschluß aufzutrennen, oder aber man nimmt dazu einfach die Schere.

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Wenn der Reißverschluß entfernt ist, werden alle Teile so zusammen- und aufeinandergelegt, daß der vordere und hintere Hosenbund genau miteinander abschließen und das Vorderteil glatt auf dem Hinterteil liegt und unten eine möglichst gerade Kante bildet. Das Stück unterhalb der Reißverschlußklappe wird etwas eingeschlagen, sodaß die Stoffkante nicht mehr zu sehen ist.

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Wenn alles paßt, wird mit dem Textilmarker an der überlappenden Kante entlang gezeichnet… (Da man den blauen Marker schlecht sieht, hab ich das hier mal in Schwarz nachgezeichnet)

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… und der später untenliegende Stoff bis etw 2cm zu dieser Markierung zurückgeschnitten.

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Die offenen Stoffkanten werden nun versäubert (ich mache das mit der Overlock, ein normaler Zickzackstich ist aber auch vollig ausreichend)

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Jetzt kann wieder alles wie vorhin angezeichnet zusammengelegt und festgesteckt werden.

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Das Vorderteil wird nun mit der Nähmaschine unterhalb des Knopfes und ein paar Millimeter neben der Kante mit einem Geradstich festgesteppt.

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Das sieht dann anschließend etwa so aus:

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Und so von innen:

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Wenn die untere Kante nun doch noch nicht ganz gerade ist, kann das mit Hilfe von Lineal, Textilmarker und Schere noch nachkorrigiert werden.

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Jetzt wird die untere Breite unseres Taschenoberteils ausgemessen, damit wir wissen, wie groß die Stoffteile für das Taschenunterteil zugeschnitten werden müssen.

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Mit dem Textilmarker markieren wir noch jeweils die Mitte an Vorder- und Rückseite und auch die Seiten, denn die stimmen idR nicht mit den Originalseitennähten überein. Außerdem machen wir noch Markierungen jeweils 5cm vor und hinter der Mittelmarkierung.

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Taschenunterteil

Die Stoffstücke für das Taschenunterteil sollten 12cm breiter als das Taschenoberteil und etwa gleichlang wie das Oberteil sein. Letzteres ist Geschmackssache und kann per Augenmaß entschieden werden. Die 12 Zentimer beinhalten die Falten und 1cm Nahtzugabe.

So irre genau muß das alles aber gar nicht sein, da wir durch das spätere Legen der Falten noch viel Spielraum haben, um Ungenauigkeiten auszugleichen.

Der untere Teil der Tasche wird aus den Hosenbeinen gemacht. Dazu müssen diese erstmal entlang der inneren Naht aufgeschnitten werden.

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Dann wird das Hosenbein aufgeklappt und die Unterteile für die Tasche können aufgezeichnet und ausgeschnitten werden.

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Bevor es weitergeht, markieren wir an der langen Seite die Mitte der Stoffstücke für das Taschenunterteil.

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Jetzt können Verzierungen, wie Applikationen, Zackenlitze oder Webband etc angebracht werden.

Die beiden Stoffstücke werden dann rechts auf rechts zusammengelegt und an den schmalen Kanten mit 1cm Nahtzugabe zusammengenäht und dann versäubert (auch hier ist ein Zickzackstich ausreichend).

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Zusammennähen der Taschenteile

Unser Taschenoberteil wird rechts auf rechts in das Taschenunterteil gesteckt, bis die späteren Verbindungskanten aufeinanderliegen (also die Unterkante des Oberteils und die Oberkante des Unterteils liegen aufeinander)

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An den Mittelmarkierungen und den Seiten werden die beiden Teile schonmal mit Stecknadeln fixiert und anschließend von den Seiten bis zu den Markierungen 5cm vor der Mitte zusammengesteckt.

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Aus dem übriggebliebenen Stoff werden jetzt regelmäßig 4 möglichst gleiche Falten gelegt und festgesteckt, zwei zu jeder Seite der Mittelmarkierung.

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Hier sieht man, in welche Richtung die Falten von der Mitte ausgehend gelegt werden.

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Nun werden Ober- und Unterteil mit 1cm Nahtzugabe zusammengenäht und dann versäubert. Gewendet sieht es jetzt so aus:

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Die Nahtzugabe wird nach oben geklappt und von rechts ein paar Millimeter neben der Naht auf das Taschenoberteil gesteppt. Das kann mit einem einfachen Geradstich oder einer Ziernaht gemacht werden.

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Dann wird die Tasche wieder auf links gewendet und die unteren Kanten werden aufeinandergelegt, festgesteckt, zusammengengenäht und versäubert.

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Jetzt werden die Ecken des Taschenbodens abgenäht, was die Tasche geräumiger und etwas raffinierter macht.

Dazu wird der Taschenboden so gelegt, daß die Seitennaht genau auf die Bodennaht trifft und sich ein gleichmäßiges Dreieck bildet. Etwa 5cm von der Spitze ausgehend, zechnen wir eine Senkrechte zur Naht an.

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Auf dieser Linie wird jetzt mit einem Geradstich entlanggenäht. Dann kann die Ecke bis 1-2 cm vor dieser Naht abgeschnitten und die Kante versäubert werden.

Wieder auf rechts gewendet sieht der Taschenboden dann so aus:

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Taschenträger

Jetzt fehlen nur noch die Träger, dann ist die Tasche fertig =).

Die Träger werden aus den Resten der Hosenbeine gefertigt. Eventuell muß hier etwas gestückelt werden.

Ich mag am liebsten längere Träger und finde die Maße für die Trägerstoffstücke von 87cm x 10cm ideal, dazu mußte ich aber zwei Stoffstreifen aneinandernähen.

Die gewünschten Maße werden also auf die Stoffreste aufgezeichnet und ausgeschnitten.

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Dann werden die beiden Stoffstreifen der Länge nach rechts auf rechts mittig gefaltet und mit 1cm Nahtzugabe rundherum zusammengenäht. An der Längsseite wird eine Wendeöffnung von etwa 4cm ausgelassen.

Dann werden die Ecken bis zur Naht hin abgeschnitten und die Träger mit Hilfe eines Stäbchens (ich nehme immer gerne ein chinesisches Eßstäbchen) gewendet und die Ecken ausgeformt.

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Anschließend werden die Träger gebügelt und mit einem Geradstich ein paar Milliemeter neben der Außenkante rundherum abgesteppt, wobei die Wendeöffnung geschlossen wird.

Jetzt müssen die fertigen Träger nur noch im gleichen Abstand zu den Taschenseiten angebracht werden. Erst suchen wir uns auf der Taschenvorderseite die Stellen, wo die Träger befestigt werden sollen und stecken sie dort von links fest. Man kann sich dabei auch gut an vorhandenen Gürtelschlaufen oä orientieren. Die Trägerenden sollten schon mindestens 3cm auf der Tasche aufliegen, damit sie stabil festgenäht werden können.

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Ich nähe die Träger mit dem dreifach Geradstich fest.

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Mit dem zweiten Träger, kann man sich einfach an dem schon festgenähten Träger orientieren- sie sollten genau übereinanderliegen.

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Tadaaaaaa, unsere Upcycling- und Lieblingshose-wieder-ausgehtauglich-mach-Tasche ist fertig.

Wer mag, kann noch Druckknöpfe (zB KamSnaps), Klettband oder Bänder zum Schließen der Tasche anbringen.

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Noch ein Beispiel für eine HosenTasche seht ihr hier

Viel Spaß und liebe Rattengrüße,

eure

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